Jessica Wade: Anderen helfen in die Wissenschaft zu gehen

Nach meinem Schulabschluss verbrachte ich ein Jahr an einer Kunstakademie, bevor ich mich der Physik zuwandte. In den ersten Wochen des Studiums der Physik wurde mir klar, dass etwas nicht stimmte. 80% meines Jahrgangs waren Männer, britische Studenten waren fast ausschließlich weiß und die meisten Studenten hatten einen wohlhabenderen sozioökonomischen Hintergrund.

Wenn die Teams von Menschen, die Wissenschaft machen, nicht vielfältig sind, erfolgen Durchbrüche langsamer. Wir stellen verschiedene Fragen, sind weniger wirkungsvoll und unsere Forschung spiegelt nicht die Gesellschaft wider, der wir dienen. Diese Ungleichheit machte mich wütend, und ich beschloss, etwas dagegen zu unternehmen.  Zuerst arbeitete ich mit Schüler:innen, dann mit Lehrer:innen und Eltern. Schließlich suchte ich  Universitäten und Forschungsräten auf. Als mir klar wurde, dass Ungerechtigkeit nicht nur in Physik-Horsälen herrschte, sondern auch in Wikipedia -Biografien, musste ich auch dagegen etwas tun. Seit Anfang 2018 schreibe ich Biografien von Wissenschaftler:innen aus historisch unterprivilegierten Gruppen für die Enzyklopädie, insgesamt bislang über 2.000 Einträge. Wenn ich nicht im Labor oder im Hörsaal bin oder Wikipedia -Biografien schreibe, nominiere ich Wissenschaftler:innen für Auszeichnungen und organisiere Karriere-Workshops für unterrepräsentierte Forscher:innen am Anfang ihrer Laufbahn. Ich glaube, eine Wissenschaftlerin zu sein, ist ein immenses Privileg, und durch dieses Privileg ergibt sich eine bemerkenswerte Gelegenheit: die Geschichten von marginalisierten Menschen ins Rampenlicht zu rücken und anderen auf ihrem Weg in die Wissenschaft zu helfen.

Jessica Wade ist eine studierte Physikerin, die heute als  Materialwissenschaftlerin am Imperial College London forscht. Dabei untersucht sie molekulare Materialien in Bezug auf ihre  optoelektronischen, spintronischen und quantentechnologischen Anwendungen.