
Wahrhaftige Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erkennt man an der Freude an der Unersättlichkeit ihrer eigenen Neugier. Denn diese fragt nicht, um zu bestätigen, was sie schon weiß, sondern um zu entdecken, was sie noch nicht versteht.
In der Kognitionsbiologie am Messerli Forschungsinstitut der Veterinärmedizinischen Universität Wien versuchen wir zu verstehen, wie Tiere denken, wahrnehmen und handeln. Dabei geht es nicht darum, sie zu vermenschlichen, sondern im Gegenteil darum, uns ein Stück weit zu vertierlichen – also animalisch zu werden.
Ich glaube, wir werden nur dann wirklich verstehen, wie Tiere denken, wenn wir lernen, ihre Perspektive einzunehmen. Das verlangt mehr als reine Beobachtung. Es fordert, dass wir uns auf andere Wahrnehmungswelten einlassen, auf Formen von Intelligenz, die sich vielleicht leiser, spielerischer oder körperlicher zeigen, als wir es normalerweise gewohnt sind.
Wissenschaft ist für mich ein Gespräch mit der Natur. Und zwar eines das uns Demut lehrt und zugleich Freude schenkt, weil jedes Stück Verständnis, das wir gewinnen, ein Stück Verbindung schafft.
Ich freue mich, Teil einer Feier zu sein, die diese Neugier, Vielfalt und Erkenntnislust sichtbar macht und sie, wenigstens für eine Nacht, zum Tanzen bringt.
Alice Auersperg ist habilitierte Kognitionsbiologin und erforscht an der Veterinärmedizinischen Universität Wien die kognitiven Fähigkeiten von Papageien. Sie gründete das Goffin Lab am Messerli Forschungsinstitut für Vergleichende Kognitionsforschung, dem sie als Leiterin vorsteht. Ihre Forschung fokussiert sich auf die technische Kognition, die kognitiven Mechanismen, das tierische Objektspiel, die Innovationsfähigkeit sowie den Werkzeuggebrauch.