„To boldly go where no one has gone before.“
Andere Bälle geben sich jedes Jahr ein Motto. Der Wissenschaftsball war in dieser Hinsicht immer zurückhaltend. Zum einen, weil wir im Organisationskomitee ja von Anfang an einen Traditionsball etablieren wollten, der kraft seiner Mission überzeugen sollte. Die Maxime „Spaß mit Anstand, Tanz mit Haltung“ ist 2026 so zutreffend, wie sie es 2015 zu Beginn war. Und außerdem: Hat der Opernball ein Motto, das über das Musikprogramm hinausgeht? Der Techniker Cercle? Oder der Philharmonikerball? Na eben.
Zum anderen, weil wir ja auch die Diversität der Universitäten, Hochschulen und Forschungseinrichtungen in ihrer Gesamtheit ansprechen und darstellen wollen. Die Wiener Forschungslandschaft zeichnet sich durch eine besondere Vielfalt aus, sowohl was die Themen und die Traditionen betrifft wie die Herkunft ihrer Studierenden und Lehrkräfte. Diese Unterschiedlichkeit respektieren wir. Doch einmal im Jahr soll mit dem Wissenschaftsball gefeiert werden, was uns alle in dieser Region eint: Das Streben nach Exzellenz, die selbstverständliche Internationalität und die gelebte Diversität. Der uns alle stets aufs Neue verzückende und verblüffende Erfolg des Balls rechtfertigt diesen umfassenden Anspruch.
Warum aber weichen wir in diesem Jahr ein wenig von der bisherigen Praxis ab? Weil die Welt gestresst ist und die Wissenschaft unter Druck steht. Die Details kann ich mir ersparen.
„To boldly go where no one has gone before“ ist nicht nur eine nostalgische Referenz an die der Zukunft zugewandten 1960er Jahre, in denen Gene Roddenberry mit Star Trek und den Mitteln der Popkultur einen positiven Gegenentwurf zur Dystopie der Atomkriegsapokalypse entwarf. Die Sentenz ist auch eine Erinnerung daran, was Wissenschaft im Idealfall ermöglichen soll: Eine Überwindung der gegenwärtigen Verhältnisse durch Empirie und Logik dank eines kontinuierlichen Prozesses des Erkenntnisgewinns. Die Wissenschaft muß in unbekannte Bereiche vordringen, ungeahnte Gebiete erfassen, ungedachte Gedanken denken. So wichtig es ist, dass sich die Wissenschaft dem Diskurs und bei Bedarf auch dem Konflikt mit der Politik und der Gesellschaft stellt, so wesentlich ist es, dass die Wissenschaft die Quintessenz dieser Weiterentwicklung nicht aus den Augen verliert.
„To boldly go where no one has gone before“ ist eine ermutigende Aufforderung, eine aktivierende Rückenstärkung, eine befreiende Motivation – kurz: ein entschiedener Aufruf für die Kraft und die Freiheit der Wissenschaft.
Oliver Lehmann für das Organisationskomitee